
06.03.2023 00:00
Gymnasium zu Gast bei Malvorführung
Raus aus der Schule zu einem kurzen farbigen Event im Haus Kupferhammer
Im Rahmen der Bildungspartnerschaft des Europa-Gymnasiums mit den Freunden des Hauses Kupferhammer hat am
Montag der Grundkurs Kunst Q1 des Europa-Gymnasiumsdie Ausstellung ‚Ideen, Träume, Wirklichkeiten‘ von
Horst Wilmsen im Museum Haus Kupferhammer besucht. Unter der Leitung von Corinna Grote gab es die Gelegenheit
zu einer zweistündigen Fortbildung in moderner Kunst.
Nach einem kurzen Rundgang durch den Raum mit den atmosphärisch dichten
Montanbildern und den zweiten Raum mit den leuchtenden Farbfeldbildern à la Marc Rothko
ging es in den großen Ausstellungsraum mit den Rakelbildern im Stil von Gerhard Richter.
Der 81jährige Horst Wilmsen aus Essen führte zuerst mündlich in die beliebte aber
aufwendige Technik ein, mit der Gerhard Richter weltweit berühmt geworden ist.
Nach kurzer Theorie stieg er in einen Ganzkörper-Maleranzug – Ölfarbe kleckert –, brachte
zwei Schülerinnen dazu, es ihm gleichzutun und stellte eine halbfertige Rakelarbeit auf die
Staffelei. Dazu packte er Tuben mit Ölfarben, Palette, Leinöl, diverse Pinsel und Malmesser
aus sowie drei unterschiedlich große Rakel. Während eines dreistufigen Farbauftrags
erlebten die Schülerinnen und Schüler, die die verwendeten Farbtöne selber wählen durften,
die Verwandlung des Bildes. Und durften teilweise selbst Hand an den Rakel legen.
Parallel dazu beleuchtete der Künstler die monetären Seiten eines gerakelten Bildes. Von
den teuren Ölfarben, Preisen für belastbare Leinwände, über die langen Trocknungszeiten
der Farben bis hin zu dem aktuell erzielten – und sicher diskutierenswerten – Preises von 24
Millionen Pfund für ein abstraktes Werk Gerhard Richters.
Auch haptisch konnten sich die Schülerinnen und Schüler anhand eines Beispiels
überzeugen, wie schwer Farbe sein kann und wie eine Leinwand Schicht für Schicht an
Gewicht zunimmt und so ein echtes Schwergewicht werden kann, das sich nicht mehr
einfach mit zwei Nägeln aufhängen lässt.
Zum Schluss gab es noch eine feine Überraschung: Der Künstler schenkte das gemeinsam
gerakelte und von ihm und seinen beiden Assistentinnen signierte Bild dem Kunstkurs. Es
steht jetzt zum Trocknen im Museum und kann in ca. drei Wochen dort abgeholt werden.
Das aufmerksame Publikum geht mit dem Wissen, dass Rakeln viel mehr ist als nur
improvisiertes „über das Bild wischen“. Diese in der Nachkriegszeit entstandene abstrakte
Kunst, die viele Jahre nur als Protest gegen gegenständliche Malerei galt, ist mittlerweile fest
etabliert und hat viele Fans gefunden.
Es ist ein farbiges Spielen mit dem Raum, begrenzt, unbegrenzt, im Spannungsverhältnis
von malerischer Autonomie und formaler Ordnung, und Horst Wilmsen spielt ganz vorne mit.
Die Ausstellung „Ideen, Träume, Wirklichkeiten“ läuft noch bis zum 30. April. Die Freunde
und Förderer des Museums Haus Kupferhammer freuen sich auf weiterhin zahlreiche
Besucher. Zusätzlich zu den normalen Öffnungszeiten an den Wochenenden bieten sie auf
Anfrage interessierten Personen und Gruppen die Möglichkeit, die Werke von Horst Wilmsen
auch während der Woche zu besichtigen.
Marietta Löer, 202